404 - Nicht gefunden heißt oftmals nur: Kein Zugriff möglich
Wer schon einmal mit seinem Blog oder seiner Homepage umgezogen ist, das System gewechselt hat oder bei der Suchmaschinenoptimierung nicht umsichtig genug war, wer einzelne Beiträge gelöscht oder den gesamten Account gekündigt hat kennt das: In Suchmaschinen finden sich noch lange indexierte Seiten, die es unter der damit verlinkten Adresse nicht mehr gibt: „404 Not found”. Mit etwas Glück findet man die Inhalte im Cache, den verschiedentlich Suchmaschinen anbieten.
Ein Blogpost in ZDFs Netzkultur mit dem Titel „404 Not Found: Die verlorenen Inhalte des Internets” hat mich angeregt, darüber nachzudenken.
Laut einer aktuellen Studie mit dem Titel: „Loosing my Revolution” von Hany Salah Eldeen und Michael L. Nelson sind gerade Soziale Netzwerke besonders von diesem Phänomen betroffen. Wer sich besipielsweise kein eigenes Twitter Archiv angelegt hat oder seinen Account über spezielle Services verwalten lässt, wird schnell bemerken, dass Tweets ein Ablaufdatum haben - über 20 Prozent der Tweets sind nach zweieinhalb Jahren schon nicht mehr abrufbar. Zwar könnte man einwenden, dass die Statusmeldungen auf Twitter, Facebook und Konsorten ohnehin Instant Charakter haben und im Regelfall nichts Relevantes verloren geht. Für Soziologen, Politologen, Cyber-Ethnologen etc. pp. hingegen verflüchtigen sich dieserart Quellen.
Die Drohung: „Das Internet vergisst nichts” ist daher zu relativieren. Mit gewissem Fug darf allerdings vermutet werden, dass dennoch nichts, was sich in irgendeiner Weise monetarisieren lässt verloren geht, auch wenn selbst für die Urheber Zugriffe auf Information nicht mehr möglich sein sollten.
Entsprechend könnten diejenigen, die über Verfügbarkeit oder Nichtverfügbarkeit längst vergangener Informationen entscheiden ein lukratives Geschäft entwickeln. Sei es, um politische oder gesellschaftliche Karrieren zu erschüttern, Glaubwüdigkeit zu manipulieren oder Lebensläufe bei Bedarf anzureichern.
Was in diesem Fall zu unterscheiden ist: „404 Not found” bedeutet zunächst nur, dass auf die Inhalte nicht mehr zugegriffen werden kann. Das sagt aber nicht zwingend aus, dass diese Inhalte nicht nur zum Zeitpunkt der Nachfrage verschwunden und unauffindbar sind, sondern gänzlich verlorengegangen sind, vergessen sind.
Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wie Autoren Begriffe wie „Vergessen”, „Erinnern”, „Speichern”, „Finden” und „Nicht Finden” usf. durcheinanderwürfeln. Leider zieht sich dies bis hinein in Fragen der Gesetzgebung und Jurisdiktion.
Quelle: blog.zdf.de/hyperland/2012/12/404-not-found-die-verlorenen-inhalte-des-internets/