Datenschutz - Gutgläubigkeit und Naivität bei Staaten und Unternehmen
Sich um einen ausreichenden Schutz der Privatsphäre, persönlicher oder unternehmensbezogener Daten zu kümmern, sollte so selbstverständlich sein, wie das Abschließen der Haustüre oder des Autos. Alles andere wäre grob fahrlässig.
Dennoch kann ein noch so ausgeklügeltes Sicherheitssystem keine hundertprozentige Sicherheit bieten und garantieren, dass Fremde auf Daten keinen Zugriff haben. Sicherheitssystem stellen letztlich nur eine Erschwernis dar. Damit kann die Sicherheitslatte für viele Kriminelle ausreichend hoch gelegt werden. Speziell ausgebildete Profis mit hoher krimineller Energie wird man auf Dauer jedoch kaum aussperren können.
Industriespionage hat Hochkonjunktur
Nun ist Industriespionage eher nicht das Betätigungsfeld von Kleinkriminellen Online-Trickbetrügern. Zumeist handelt es sich um organisiertes Verbrechen, wobei die Verbrechenskartelle nicht nur über die notwendigen internationalen Verbindungen verfügen, sondern auch über die entsprechenden finanziellen Mittel, um ihr Geschäft systematisch und effektiv betreiben zu können. Diese Verbrechenskartelle profitieren vom Wettbewerbsgefälle, insbesondere dort, wo enormes Kapital für Forschung und Entwicklung, also im Bereich Innovationen investiert werden muss, um die Marktstellung zu behalten oder zu entwickeln. Laut einer ZDF Recherche wurde in Deutschland jedes Dritte Unternehmen bereits angegriffen.
Wie es scheint haben die Verbrechenskartelle Gesellschaft bekommen. Um die nationalen Volkswirtschaften zu schützen, scheinen zunehmend Staaten verstärkt das Geschäft der Industriespionage zu betreiben. Trotz anders lautender Beteuerungen dürften z.B. die U.S.A. ihre geheimdienstlichen Aktivitäten weniger zur Terrorismusabwehr aufwenden, als vielmehr zur systematischen Industriespionage. Im Zuge der Enthüllung durch Edward Snowden wurden dazu immer mehr Details bekannt. So wurden Angebote Deutscher Firmen über Angehörige von US Botschaften ausgeforscht und an anbietende US Firmen weitergegeben, damit diese Bieterverfahren für sich entscheiden konnten. Beispiel Ferrostahl: In Nigeria wurde das Unternehmen durch seinen US Konkurrenten ausgebremst. Die US Botschaft hatte sich eingeschaltet. Sie besorgte sich die kompletten Unterlagen des deutschen Unternehmens und erfuhren so die Details des Ferrostahl Angebots (Preis, Kredithöhe, Zinssätze, Laufzeit etc.). Aber auch als geheim eingestufte Dokumente der Nigerianischen Regierung wurden besorgt. Ausgewertet wurden die Informationen im US-amerikanischen Handelsministerium. (Quelle: Frontal21 / Hier finden sich weitere Beispiele)
Zudem ist bekannt geworden, dass US Geheimdienste US Unternehmen nötigen, vertrauliche Informationen weiterzugeben. Offenbar scheuen Sie nicht davor zurück, Gesetze zur Terrorismusabwehr zu instrumentalisieren, um die in diesem Zusammenhang eingeschränkten Bürgerrechte als Druckmittel aggressiv ausnutzen. Weiters kann niemand sagen, ob es nicht bereits gängige Praxis ist, bspw. in Netzwerksoftware US-amerikanischer Unternehmen, bzw. in sensiblen Produkten, Schadware zu verstecken? Jedenfalls scheinen manche Staaten das nicht auszuschließen. Entsprechend kam es zu signifikanten Umsatzeinbrüchen. Die US Geheimdienste schädigen so in hohem Maße die eigene Wirtschaft. Dennoch versprechen sich die Verantwortlichen davon offenbar einen höheren Nutzen, einen, der diese Verluste - auch Vertrauensverluste - mehr als ausgleichen kann.
Industriespionage gefährdet freie Märkte
Die Spionagepraxis der U.S.A. und anderer Staaten, die es den U.S.A. gleich tun, ist eine Bedrohung für internationale Märkte. Kann es sich heute eine Industrienation leisten, sensible Produkte nicht mehr selbst herzustellen, sondern bspw. in den U.S.A. einzukaufen, wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass amerikanische Wirtschaftshegemonie aus einer sich daraus entwickelnden Abhängigkeit nicht irgendwann Kapital schlagen wird. Wie sich zeigt, sind sich US Regierung und Administration selbst am nächsten und Freunde scheint es nur so lange zu geben, solange diese Freundschaften zum eigenen Vorteil sind.
Staaten werden überlegen müssen, ob sie künftig sensible Wirtschaftsgüter auf internationalen Märkten einkaufen wollen oder künftig selbst produzieren müssen. Die Praxis der US Spionage (wohl aber auch der anderer Staaten, wie China und Russland) führt zur Aufwertung nationaler Ökonomien in sicherheitsrelevanten Bereichen und damit zur Beschädigung des freien Marktes. Denn eines scheint die US Regierung nicht begriffen zu haben: Freie Märkte leben von Vertrauen.
Siehe dazu:
- US- Geheimdienste spionieren Unternehmen aus. In: frontal21, ZDF vom 10.12.13 [17.01.14]
- In Deutschland spionieren dutzende US-Firmen. In: Die Welt - Online vom 30.10.13 [17.01.14]
- Konjunkturprogramm Cyber-Angst. Bundesverwaltung bevorzugt deutsche Firmen. In: Die Zeit Online vom 30.10.13 [17.01.14]
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