Israels Zensur reicht bis nach Deutschland
Ein Übergriff
Der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm sollte am 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald in Thüringen am 11. April 2025 sprechen. Er war von der Gedenkstätte Buchenwald zur Gedenkfeier in Weimar eingeladen worden. Das passte der Israelischen Regierung nicht, wohl weil Omri Boehm immer klar und unmissverständlich die in großen Teilen rechtsextreme Regierung in Israel kritisierte und ein Anhänger der Zweistaatenlösung ist.
Die massive Einflussnahme der Israelischen Regierung auf das Programm der Gedenkfeier, in deren Folge die Rede Omri Boehms abgesagt wurde, sei für Jens-Christian Wagner, dem Leiter der Gedenkstätte, „in 25 Jahren die schlimmste Erfahrung bei Gedenkfeiern” gewesen.
Dieser Vorgang müsste eigentlich dazu führen, dass der Botschafter Israels ins Außenministerium einbestellt wird. Das aber geschieht nicht. Ein Folgeskandal.
In einem offiziellen Statement der Gedenkstätte heißt es: Der Konflikt "drohte den 80. Jahrestag der Befreiung zu belasten. Schlimmer noch: Die vielfach seelisch verletzten Überlebenden drohten instrumentalisiert und noch weiter in diesen Konflikt hineingezogen zu werden." Das war die Begründung für die Absage.
Quellenhinweise
Gutmair, Ulrich (2025): Streit um Omri Boehm in Buchenwald: Der Kritiker stört. In: Die Tageszeitung: taz, 4. April 2025. URL: https://taz.de/Streit-um-Omri-Boehm-in-Buchenwald/!6077339/ (abgerufen am: 04.04.2025).
Neumann, Dr Peter (2025): Omri Boehm: Der Ausgeladene. In: Die Zeit, 2. April 2025. URL: https://www.zeit.de/kultur/2025-04/omri-boehm-buchenwald-gedenkfeier-ausgeladen (abgerufen am: 04.04.2025).
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