Ein Leben als Avatar - Soziale Netzwerke und Reputation
In den USA zeichnet sich immer deutlicher ein Trend zum “Reputation Design” ab. Es werden teilweise Persönlichkeitsprofile geschaffen, die den gemutmaßten Suchkriterien von Personalstellen und Headhuntern entsprechen könnten. Im Gegenzug wird konsequent darauf geachtet, dass nichts, was dies stören könnte, den Weg in die digitale Welt findet. Das Leben im Netz entwickelt sich zum Leben als Avatar.
Meldungen in Medien, wonach MitarbeiterInnen gekündigt wurden, weil sie auf Facebook, Twitter oder in anderen sozialen Netzwerken auffällig geworden waren, sind schon länger keine Seltenheit mehr. Ebenso hat sich herum gesprochen, dass Unternehmen bei ihrer Entscheidung für oder gegen eine Bewerberin oder einen Bewerber von Informationen, die sich über sie in sozialen Netzen finden lassen, beeinflusst werden. Schon 2007 bekamen lt. einer Studie des Bundes Deutscher Unternehmensberater 34% der KandidatInnen allein aufgrund von Online-Recherchen der Personalstellen eine Absage auf ihre Bewerbungen. Ebenso bekannt ist, dass Headhunter das Social Web intensiv für ihre Recherchen nutzen. Diese Entwicklungen haben sich stark beschleunigt, da den Unternehmen mittlerweile wirksame Mining Tools zur Verfügung stehen. So ist es heute kein Problem mehr über Gesichtserkennungssoftware Flickr, Picasa und andere Plattformen auch gezielt nach Fotos zu durchsuchen. Facebook ist für Unternehmen ohnehin eine Fundgrube. (Vergleich dazu auch den Beitrag von rebell.tv vom 12. April oder futurezone.orf vom 14. April 2010) Zudem wächst die Zahl der Unternehmen, die entsprechende Recherchen als Dienstleistung anbieten.
Eine Reputation gezielt zu entwickeln ist jedoch nicht so einfach. Das kommunizierte Bild kann ja nicht allzu sehr von der Wirklichkeit abweichen, will man einen Showdown beim Anstellungsgespräch oder während der Probezeit vermeiden. Das im Internet gezeichnete Selbstbild sollte realistisch bleiben und damit authentisch. Das bezieht sich nicht nur auf das, was möglicherweise geschönt wird, sondern auch auf das, was weggelassen wird.
Wer den Blick auf sich selbst zu sehr kontrolliert oder versucht sich selbst fremden Erwartungshaltungen anzupassen, läuft früher oder später Gefahr, hinter vieler Mimikri sich selbst nicht mehr zu finden.