Das Versagen der Kirche in Österreich
Die marginalisierte Kirche in Österreich
Pädophilie und der Umgang mit Missbrauch in der Kirche haben vor allem die Katholische Kirche ins gesellschaftliche Aus katapultiert.
In Österreich setzte das prominent mit dem Pädophilieskandal um Kardinal Groer in den 90ern ein und die Art, wie versucht wurde, diesen herunterzuspielen. Kardinal Christoph Schönborn, damals Weihbischof in Wien, fiel durch seine zunächst vehemente Verteidigung Groers auf. Bis in die jüngste Vergangenheit reißen Pädophilievorwürfe nicht ab. Das Wochenmagazin profil titele: Missbrauch: Die katholische Kirche steckt in der größten Krise ihrer Geschichte.
Dazu kam, dass seit Ende der 80er Jahre Bischofsernennungen reaktionärer Bischöfe in Österreich viele Katholiken brüskiert hatten. Zu nennen wären hier beispielsweise die Ernennungen von Kurt Krenn, Klaus Küng und Andreas Laun.
Wertschätzung bringt man jedoch weiterhin Caritas und Diakonie entgegen. Helmut Schüller, Franz Küberl, Michael Landau oder Michael Chalupka genießen Ansehen in der österreichischen Gesellschaft, unabhängig vom Religionsbekenntnis. Auch muss darauf hingewiesen werden, dass einzelne Priesterpersönlichkeiten oder engagierte katholische Laien hohes Ansehen genießen. Aber das ändert nichts an der negativen Sicht auf die Katholische Kirche als solche.
Die Katholische Kirche in Österreich war sich schon immer der Nächste
Die Haltung der Kirche in Zeiten des Nationalsozialismus, wie überhaupt ihr Opportunismus Herrschenden gegenüber, der die katholische Kirche durch den ersten Weltkrieg, den Untergang der Habsburger Monarchie, durch die Erste Republik, den Austrofaschismus und letztlich durch den Nationalsozialismus gebracht hat, dieser Opportunismus machte und macht misstrauisch.
Die Aufarbeitung ihrer Verstrickungen mit den Nazis fiel der Katholischen Kirche bis in die jüngere Vergangenheit schwer. (Einen Einblick verschafft die Reportage des ORF: Grüß Gott und Heil Hitler. Kirche unter dem Hakenkreuz
sowie das gleichnamige Buch von Stefan Moritz ⌕.). Der „Politische Katholizismus”, offiziell mit dem sog. „Mariazeller Manifest” Anfang der 50er Jahre begraben, lebt unterschwellig und subversiv weiter.
Parteien gehen (vordergründig) auf Distanz
Mit der Marginalisierung der katholischen Kirche in weiten Kreisen der österreichischen Gesellschaft gingen Parteien zu ihr – zumindest in der Öffentlichkeit – auf Distanz. Offenbar befürchteten diese, dass ihr die Nähe zur Katholischen Kirche bei der Bevölkerung eher schaden könnte. Das trifft insbesondere für die ÖVP zu, die immer ein besonders verbundenes Verhältnis zu ihr besaß. Der öffentlich erweckte Eindruck bedeutet jedoch nicht, dass hinter den Kulissen die Netzwerke nicht nach wie vor funktionierten.
Im Grunde ist die sogenannte Amtskirche in Österreich bereits froh und zufrieden, wenn ihre Privilegien erhalten bleiben, Privilegien, die unter Engelbert Dollfuß nach dessen Staatsstreich 1933 zustande gekommenen und 1934 in Verfassungsrang erhobenen wurden. Wenn Feiertage bestehen bleiben und die Sonntagsruhe nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird, hält die Kirche ruhig.
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