Miese Pastoral – das Versagen der Kirchen
Das Gros der Kirchenmitglieder hört von ihrer Kirche meist nur im Zusammenhang mit Kirchensteuer und Kirchenbeiträgen und den häufigen Spendenaufrufen. Ansonsten mehren sich die Anzeichen dafür, dass sich insbesondere Priester kaum um ihre Gemeindemitlieder kümmern, so diese nicht selbst aktiv werden - und auch da ist es durchaus nicht ausgemacht. Hierin unterscheidet sich vielfach das Verhalten von katholischen und evangelischen Priestern wenig. Die Kirchen versagen zunehmend in zentralen Aufgaben ihres Auftrags.
Zwei Beispiele versagender Pastoral
Ein schwer kranker evangelischer Christ liegt im Sterben, in einer Diasporagemeinde im Osten Bayerns. Er bat um den Besuch eines Priesters. Nicht einmal, nicht zweimal - nein öfter. Aber es kam kein Priester, obwohl die Ärzte von einem sehr nahen Tod ausgingen und das dem Evangelischen Pfarramt auch mitgeteilt wurde. Erst als die Mesnerin und Kirchenversorgerin damit drohte, dass sie sofort kündigen würde, wenn nicht umgehend ein Priester den Sterbenden besuchte, kam es zu einem eher kurzen und halbherzigen Krankenbesuch am Bett des Sterbenden. Dabei war der Sterbende nicht einmal kirchenfremd gewesen, sondern über viele Jahre und mehrere Perioden Mitglied im Kirchenvorstand und ehrenamtlich tätig. Daraus leitet sich gewiss kein Recht auf Sonderbehandlung ab, aber es ist ein weiteres Indiz, wie gleichgültig gar nicht so wenige Priester gegenüber den Bedürfnissen ihrer Gemeindemitglieder sind.
Ein katholisches Ehepaar, beide hoch betagt und beide Pflegefälle, über Jahrzehnte ehrenamtlich in einer Pfarrgemeinde der Diözese Linz engagiert, einer kleinen Gemeinde, in der eigentlich jeder jeden kennt, musste eine ähnliche Erfahrung machen. Zwar wechseln Priester in dieser Gemeinde häufiger, Priester, die aus Ländern stammen, in welchem der Begriff Nachgehende Pastoral
noch fremd sein dürfte. Wer etwas vom Pfarrer will, muss sich schon ins Zeug legen, ein telefonisches Bitten um Besuch bei einem Sterbenden reicht da nicht aus. Dabei zählt die Krankensalbung zu einem der sieben Sakramente in der katholischen Kirche und die Spendung dieses Sakraments ist Priestern vorbehalten, wie auch das Bußsakrament. Trotz wiederholten Bittens wurden dem Sterbenden zwei Sakramente vorenthalten. Er starb ohne Krankensalbung und ohne die Möglichkeit zur Beichte und Vergebung. Das mag säkularen Menschen vielleicht nicht viel bedeuten, aber für gläubige Katholiken ist das eine große Belastung.
Die Beerdigung wurde reibungslos organisiert, nicht zuletzt wegen des ehrenamtlichen Engagements einiger Gemeindemitglieder. Der Priester bot sich nicht für ein seelsorgerliches Gespräch an, verabsäumte es die trauernde Witwe zu besuchen, die selbst das Bett nicht mehr verlassen konnte und deren Leben am Ausklingen war. Es kam nicht einmal eine Beileidsbezeugung, es ging nur um Fragen der Organisation des Begräbnisliturgie. Nach einigen Monaten lag die Witwe selbst im Sterben. Der Pfarrer blieb abwesend, obwohl er um die Situation wusste. Er kümmerte sich nicht. Kein Krankenbesuch, keine Angebot von Krankensalbung und Beichte oder Sterbebegleitung. Ein völliges priesterliches Versagen und ein Versagen der Ortskirche, die solches duldet. Noch dazu wo so manche Diözese meint: Der Umgang mit Tod und Trauer ist kirchliche Kernkompetenz.
(Erzdiözese Wien)
Das Kirchenbeitragsreferat der Diözese hingegen reagierte prompt. Die Beitragsforderungen wurde unmittelbar nach dem Tod des Mannes an die Witwe adressiert.
Am 23.10. ist auch sie gestorben - ohne das Sakrament der Krankensalbung erhalten zu haben und ohne im Beichtsakrament Vergebung und Versöhnung gefunden zu haben.
Fällen wie diesen bin im Laufe der Jahre häufig begegnet. Wo immer das Gespräch auf solches Versagen priesterlichen Dienstes kommt, zeigt sich, dass viele Menschen vergleichbare Erfahrungen machen mussten. Die meisten haben die Verwaltungs-Kirchen verlassen, sind ausgetreten, ohne aber ihren Glauben aufzugeben.
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