Wenn Zeitunglesen wieder zum Vergnügen wird
Seit einiger Zeit lese die Neue Zürcher Zeitung, internationale Ausgabe.
Über zwanzig Jahre habe ich mich durch den österreichischen Blätterwald an Tages- und Wochenzeitungen und Zeitschriften gelesen. Zuletzt habe ich mein Abo des Standard gekündigt.
Seither freue ich mich auf jede Ausgabe der NZZ. Ein wirkliches Lesevergnügen. Nicht nur inhaltlich anspruchsvoll, mit gut recherchierten Analysen, pointierten und niveauvollen Kommentaren zu Wirtschaft und Politik beeindruckt mich die NZZ, auch das Feuilleton ist anregend und großzügig in der Weite, die die Redaktion im Blick hat. Am vergangenen Samstag z.B. folgte auf eine ganze Seite Gespräch mit der in New York lebenden Jennifer Egans und der Besprechung Ihres u.a. mit den renommiert Pulitzer-Preis ausgezeichneten Romans “Der grössere Teil der Welt” eine ganze Seite über Siegfried Kraukauer, einen Weggefährten und engen Freund von Theodor W. Adorno. Der Kultursoziologie wird als Feuilletonist und Zeitdiagnostiker vorgestellt. Ein Beitrag über Wilhelm Dilthey anlässlich der Herausgabe des ersten Bandes seines Briefwechsels; “Der Geist und die Geisteswissenschaft” schließt sich an. Dann kommt einer über “Kreolischer Klassizismus” - eine Auseinandersetzung mit der von der Antike geprägten Kolonialarchitketur Kubas und das im 19 Jahrhundert erwachte Selbstbewusstsein und schließlich lese ich noch “Brechts Selbsterfindung als ‘Berthold’".
Über Doppelseiten hinweg keine Werbung.
Lesen wird zum Vergnügen und es verlangt wieder Aufmerksamkeit.
Ob ich in den NZZ ausreichend Informationen zu Österreich finde?
Die internationale Ausgabe der NZZ analysiert aufmerksam, was rund um die Schweiz passiert. Und das treffsicher. Auf fast einer halben Seite beispielsweise wurde über das vorgelegte Sparpaket in Österreich geschrieben. Pointiert und treffsicher, wie der letzte Absatz eines Kommentars von Matthäus Kattinger zeigt: „Das Schlimme an diesem nur in absoluten Zahlen „grössten Sparpaket der Zweiten Republik” ist, dass die Regierung in den nächsten Jahren alle Forderungen nach Systemreformen von sich weisen wird, weil sie glaubt, gerade Übermenschliches geleistet zu haben.”
Was braucht es dazu noch mehr Worte.
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