Apokalyptiker und Integrierte - Relektüre
“Macht uns das Internet dumm?” fragte der ORF in seinem Club 2 vom 5. Mai 2010. Wenige Wochen zuvor gab es im ZDF-Nachtstudio eine Sendung zum “Information Overkill". Dazu jede Menge Berichte und Meldungen, angefangen bei seriösen Zeitungen und Zeitschriften bis hin zu Boulevard Blättern, die die rasanten Entwicklungen rund um das Internet zunehmend skeptisch beäugen. Diese Diskussionen erinnern mich an eine schon viele Jahre zurückliegende Lektüre: Fast 50 Jahre ist es her, dass Umberto Eco sein Buch “Apokalyptiker und Integrierte” in Mailand erstmals veröffentlichte - und offenbar ist dessen Essenz noch - oder wieder - aktuell. Grund genug für eine Relektüre.
[…] Während die Apolkayptiker gerade dadurch überleben, dass sie Theorien über den Zerfall ausbilden, versagen sich die Integrierten weitgehend der Theoriearbeit; sie erzeugen und übermitteln ihre Botschaften in unbefangener Leichtigkeit, tagtäglich, auf allen Ebenen. Die Apokalypse ist eine Besessenheit des dissenters, des Andersdenkenden,; die Integration ist die konkrete Realtät derjenigen, die nicht abweichen, nicht anderer Meinung sind. […]
[…] dass jede Veränderung der kulturellen Werkzeuge in der Menschheitsgeschichte eine tiefreichende Krise des überkommenen oder geltenden “Kulturmodells” auslöst. […]
[…] Kaum einmal wird ernsthaft bedacht, dass die Massenkultur von dem Augenblick an, da sie vorwiegend von Gruppen mit ökonomischer Macht betrieben und genutzt wird, den wirtschaftlichen Mechanismen unterworfen ist, die auch die Herstellung, den Absatz und den Konsum der übrigen Industrieprodukte regulieren.
[…] Und dies beweist, dass die Massenkultur ein industrielles Faktum ist und den Bedingungen industrieller Tätigkeit gehorcht. […]
Im Kapitel “Cahier de Doléances” reihen sich 16, auch heute immer wieder geäußerte Bedenken und Einwände gegen “Massenkultur” aneinander, gefolgt gegeläufigen Argumenten. Eco weist darauf hin, dass es problematisch sei, von Massen, Massenmensch und Massenkultur zu sprechen, da die Begriffe viel zu unscharf seien. Seither ist die Begrifflichkeit zwar nicht klarer geworden, aber ihr Gebrauch hat sich weitgehend einge"bürgert” - man denke beispielsweise nur an Peter Sloterdijks “Die Verachtung der Massen. Versuch über Kulturkämpfe in der modernen Gesellschaft” aus dem Jahr 2000 1).
Dieses Blogpost hatte ich vergessen zu veröffentlichen. Es ist ziemlich genau zwei Jahre her, seit ich damit begonnen hatte (06.05.2010). Es macht wenig Sinn, es fortzusetzen. Löschen wollte ich es auch nicht. Daher stelle ich es als Fragment online, in der Hoffnung, dass die eine oder der andere damit etwas anfangen kann.
[EY-SM-10-01]
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