Nicht alles, was überzeugend klingt, ist es auch
Vergangenen Samstag habe ich in einem Interview auf Ö1 eine Frau sagen hören: „Das Leben ist viel zu kurz, um ein Buch zweimal zu lesen.”. Angesichts der unzähligen Neuerscheinungen, der zahllosen Veröffentlichungen in den klassischen Medien, wie Zeitungen, Zeitschriften etc. und dann noch den Neuen Medien, schien mir diese Bemerkung beim Zuhören - während ich von Steyr nach Linz im Auto unterwegs war - wie eine Binsenweisheit.
Dennoch hat mich das seltsam beschäftigt. Schließlich misstraute ich dieser angeblichen Binsenweisheit immer mehr und zuletzt formulierte ich für mich: „Das Leben ist viel zu kurz, um wichtige Bücher nur einmal zu lesen.”
Immer wieder ärgerte ich mich, wenn ich Zeit mit Büchern verbrachte, die die Aufmerksamkeit letztlich nicht wert waren - für mich nicht wert waren, trotz manch guter Rezension. Dasselbe gilt für Kinofilme, Konzerte etc. Die Zeit hätte ich besser mit der Relektüre von Büchern verwendet, die sich ohnehin nicht im ersten und einmaligen Lesen erschließen. In der Hast durch Neuerscheinungen geht mir der Blick für Details und Qualitäten verloren, die nicht mangels Konzentration oder aus Ungeübtheit verborgen bleiben, sondern die sich erst im langsamen Blick, in der Ausdauer erschließen. Über Jahre hinweg reifen die Einsichten und Einblicke, liest sich manches ganz anders, ändert sich vieles, wie die Landschaft beim Blick aus dem Fenster zu unterschiedlichen Tageszeiten.
Wie immer - um eine weitere Binsenweisheit zu zitieren - kommt es auf das richtige Maß an. Neugierig auf Neues und konsequentes Arbeiten mit vorhandenem gilt es in eine Balance zu bringen.
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