Lenkungseffekt Bankomatgebühren: bargeldloser Zahlungsverkehr
In Österreich werden Bankomatgebühren hitzig diskutiert, zum einen unter dem Kostenaspekt und zum anderen mit Blick auf die Versorgung ländlicher Räume in welchen es immer weniger Geldautomaten gibt und Kommunen teilweise Kompensationszahlungen leisten müssen, damit sich diese Bankomaten bei relativ wenigen Behebungsvorgängen für die Betreiber lohnen.
Es wird schwieriger und teurer an Bargeld zu kommen
Es ist noch gar nicht so lange her, da ist man in die Bank zum Schalter gegangen, um seinen Bargeldbedarf zu decken. Diese Serviceleistung wurde unter dem Druck der Kosteneinsparungen kostenpflichtig. Mit Verweis auf die zur Verfügung stehenden Bankomaten sollte eine kostenlose Alternative geboten werden - sozusagen Bargeldbehebung im Selfservice. Nun soll der Selfservice auch kosten.
Sieht man davon ab, dass zum einen Banken gerade wegen der Niedrigzinspolitik der EZB unter Druck stehen und daher Dienstleistungen auslagern, sieht man ferner davon ab, dass zum anderen einzelne Firmen als Dienstleister für Banken mit diesen Geldautomaten ein lukratives Geschäft machen möchten, bleibt die Feststellung, dass es immer umständlicher und teurer wird, Bargeld zu beheben.
Fokus: Bargeldloser Zahlungsverkehr
Die Verteuerung der Bargeldbehebung und die abnehmende Dichte von Bankautomaten insbesondere am Land zielt letztlich darauf, den bargeldlosen Zahlungsverkehr auf Schiene zu bringen. Papier- und Münzgeld sollen durch digitale Zahlungsvorgänge ersetzt werden. In Schweden beispielsweise wird heute bereits kaum mehr mit Bargeld bezahlt. Da bezahlt man seine Tasse Kaffee oder die Zeitung am Kiosk mit Kredit- oder Bankomatkarte. Schon 2013 konnte ich in meinem Hotel, dem Restaurant und Café nur noch bargeldlos bezahlen - ausgenommen das Trinkgeld. Es gab schlicht keine Kasse mehr.
Argumentiert wird, dass damit Geldwäsche erschwert wird, Betrug, Korruption und Steuerhinterziehung verhindert werden sollen. Es mag zutreffen, dass die Bereitstellung von Münzen und Papiergeld, das gesamte Handling Kosten und Aufwände verursacht. Aber die Alternative bargeldloser Zahlungsverkehr hat einen hohen Preis.
Verlust des Selbstbestimmungsrechts und der Privatsphäre von Bürgern
Der erklärte politische Wille, den gesamten Zahlungsverkehr künftig bargeldlos abzuwickeln, muss als weitere Einschränkung des Selbstbestimmungsrechts von Bürgern gesehen werden.
Nun könnte man einwenden, dass heute in Geschäften niemand mehr mit Gold oder Silber zahlen kann, auch nicht mit Notgeld der Zwischenkriegszeit :-), dass sich Dinge ändern und damit auch die Zahlungsmittel. Schon richtig. Allerdings bleibt bei Bargeldzahlungen mein Kaufverhalten grundsätzlich anonym. Und darum geht es in erster Linie.
In einer bargeldlosen Gesellschaft protokollieren sämtliche digitalen Zahlungsvorgänge das Verhalten der Bürger: wann, wer, wie viel, für was und wo und wie häufig bezahlt, wird festgehalten. So können nicht nur das Konsum- und Kommunikationsverhalten nachvollzogen werden, sondern auch Bewegungen, von einer kleinen Spritztour bis zur Reise u.s.w. Dies geht aber weder Finanzdienstleister etwas an, noch den Staat.
Noch problematischer ist diese Entwicklung vor dem Hintergrund der Aufweichung von Datenschutz und Privatsphäre durch bspw. die Vorratsdatenspeicherung. Hat nicht nur der Staat, sondern haben auch Unternehmen Zugriff auf diese sensiblen Daten, sind die Freiheits- und Persönlichkeitsrechte der Bürger massiv bedroht.
UPDATE: Hinweisen möchte ich in diesem Zusammenhang auf einen Beitrag von Hans-Werner Sinn im Deutschlandfung in welchem er sich mit dem Aspekt „Das Bargeld und das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate” auseinandersetzt. - „Das Problem ist nur eben das Bargeld. Wegen dessen Existenz lassen sich die Zinsen nur bis zur Höhe der Tresorkosten negativ machen, denn die Sparer würden ihr Geld lieber bei sich halten, als es zu verleihen, wenn der Negativzins die Tresorkosten übersteigt. Die Tresorkosten sind deshalb in einer Geldwirtschaft die Grenze, bis zu der die Zentralbank den Zins negativ machen kann.” Ebenso lesenswert ist der Beitrag von Hans-Werner Sinn zu „Wie sich der Einzug des 500-Euro-Scheins rechnet“.